Dienstag, November 06, 2007

Warum Männer zu spät kommen

Nun haben wir sie:

Die ultimative Erklärung, an der es nichts zu rütteln gibt, und die Mann von jeglicher Schuld freispricht:

Toxoplasmose - Wie Wirtstiere zu Zombies werden

Befällt der Parasit Toxoplasma gondii einen Menschen, dringt er in dessen Gehirn ein und setzt sich dort fest. Die Ansteckung erfolgt meist durch engen Umgang mit Katzen, da sie die Hauptwirte sind. Aber auch durch den Verzehr von rohem Fleisch oder Gartenarbeit – wegen des Kontakts mit Katzenkot. Forscher haben nun nachgewiesen, dass der Parasit in unserem Gehirn Auswirkungen auf unser Denken und Handeln hat: Infizierte Menschen zeigen eine deutlich höhere Risikobereitschaft, neigen zu Stimmungsschwankungen und sind zudem aggressiver.
Toxoplasmose – hinter diesem Namen verbirgt sich eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch den Einzeller Toxoplasma gondii ausgelöst wird. Dieser Erreger kann alle warmblütigen Lebewesen befallen. Die Ansteckung erfolgt meist ohne äußere Symptome und bleibt somit unbemerkt. Die Erfolgsstrategie des Einzellers besteht darin, dass er seinen Wirt so manipuliert, dass seine eigene Fortpflanzung gesichert ist. Allerdings gehört der Mensch als Wirt normalerweise nicht zum Lebenszyklus des Parasiten. Er ist für Toxoplasma gondii sozusagen eine Sackgasse, da der Erreger sich in ihm nicht vermehren kann.

Von der Maus zur Katze und wieder zurück

Mäuse oder Ratten, aber auch Vögel nehmen den Erreger mit dem Futter auf. In diesen Tieren angelangt, erlebt der Parasit seine Jugend. Erst wenn ein solcher Wirtsorganismus von einer Katze gefressen wird, kann der Einzeller sich fortpflanzen: Im Raubtierdarm legt er seine Eier, die dann von der Katze ausgeschieden werden und – mit etwas Glück – von der nächsten Maus gefressen werden. So schließt sich normalerweise der Lebenszyklus des Toxoplasma gondii.

Ansteckung durch rohes Fleisch und Gartenarbeit

Neben einer Infektion durch die Hinterlassenschaften des Stubentigers droht Ansteckungsgefahr auch durch den Verzehr von rohem Fleisch. Denn: Auch Schweine und Rinder können die von der Katze ausgeschiedenen Zysten mit dem Futter aufnehmen. Wird das Fleisch vor dem Verzehr nicht oder nur unzureichend gekocht, wie etwa bei Mett, Tartar oder blutigem Steak, gelangt der Erreger auf diesem Wege in den menschlichen Körper. Entwarnung für Vegetarier gibt es deswegen aber trotzdem nicht: Auch Salate und Gemüse können mit den Zysten aus dem Katzenkot verseucht sein. Schließlich kann man sich auch bei der Gartenarbeit mit dem Erreger infizieren. Denn eine Katze scheidet – bevorzugt in loser Gartenerde – pro Tag etwa zehn Millionen ansteckender Zysten aus, die dann über Monate hinweg infektionsbereit bleiben!

Getarnt als Körperzelle

Gelangt der Mensch in Kontakt mit den hoch ansteckenden Zysten im Katzenkot, wird auch er zum Wirt. Der Parasit kann sich im menschlichen Körper zwar nicht fortpflanzen, vermehrt sich aber dennoch in Form von so genannten Pseudozysten. Diese Pseudozysten sind eine so geschickte Tarnung, dass das Immunsystem sie gar nicht als Fremdkörper erkennt. Der Erreger vermehrt sich nämlich innerhalb körpereigener Zellen, bevor er sich dann im gesamten Körper ausbreitet und sich schließlich im Gehirn und in der Muskulatur festsetzt.

Tiere, die mit Toxoplasmose infiziert sind, weisen deutliche Verhaltensänderungen auf. Ratten etwa zeigten sich im Versuch nahezu magisch hingezogen zu Katzengeruch – in freier Wildbahn ist das purer Selbstmord.

Auf Selbstmord programmiert

Derart skurrile Fälle von manipuliertem Selbstmord konnten Forscher schon lange in der Tierwelt beobachten. Nicht nur Toxoplasma gondii, sondern auch andere Parasiten machen aus ihren Wirtstieren willenlose Marionetten. Biologen der Universität Bonn untersuchen derzeit einen Wurm, der Krebse befällt und diese quasi auf Selbstmord programmiert. Die infizierten Krebse verlieren ihren angeborenen Schutzmechanismus und schwimmen ihrem Feind, dem Flussbarsch, direkt ins Maul. Um sicherzugehen, dass sein Wirt auch wirklich gesehen wird, hat sich der Wurm noch eine weitere Gemeinheit einfallen lassen: Durch den Panzer des Krebses hindurch leuchtet er grell orange – Krebs mit Leuchtreklame also. Eine weitere skurrile Gehirnwäsche gibt es auch bei der Ameise: Ist sie vom kleinen Leberegel befallen, wandert dieser in ihren Kopf und setzt sich an einem Nervenknoten fest. Vom Parasiten ferngesteuert, wandert die Ameise abends statt in ihr warmes Nest auf einen Grashalm. Durch die fallenden Temperaturen bekommt sie dort einen Krampf im Kiefer und verbeißt sich in das Grün. Mit diesem Verhalten der Ameise bezweckt der Egel, seinen Endwirt, ein am Morgen grasendes Schaf, zu erreichen.

Manipulation zum Selbsterhalt

Eines ist all diesen provozierten Selbstmorden der Wirtstiere gemein: Sie sind ein äußerst effektives Mittel, den natürlichen Lebenszyklus des Parasiten zu sichern. Denn will dieser sich fortpflanzen, muss er einen Endwirt finden – und um sich die Suche zu ersparen, bringt er seinen Wirt einfach dazu, sich von einem solchen Endwirt fressen zu lassen.

Welche Verhaltenveränderungen bewirkt die Toxoplasmose beim Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich unter anderem das tschechische Forscherteam um Dr. Jaroslav Flegr. In seinen Tests untersucht er die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Toxoplasmose-infizierten und gesunden Menschen. Dabei hat er erstaunliche Entdeckungen gemacht: Toxoplasmose sorgt offenbar dafür, dass Männer es mit den Regeln der Gesellschaft nicht mehr so genau nehmen. Sie kommen häufig zu spät, neigen zu Aggressivität und Eifersucht. Infizierte Frauen hingegen werden warmherziger, neigen zu einem spontaneren Lebensstil und haben häufig wechselnde Partner. Insgesamt konnte auch eine verminderte Lernbereitschaft und ein geringeres Interesse an höherer Bildung festgestellt werden.

Hohes Unfallrisiko

Die Wahrscheinlichkeit, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, ist für Personen mit Toxoplasmose 2,7 Mal höher als für Toxoplasma-negative Menschen. Grund dafür sind die schlechtere Reaktionszeit sowie die höhere Risikobereitschaft der Infizierten.

Schuld sind die Hormone

Wie genau der kleine Parasit es schafft, unser Verhalten zu beeinflussen, ist noch nicht geklärt. Sicher ist aber, dass er unseren Hormonhaushalt ordentlich auf den Kopf stellt: Männer produzieren deutlich mehr Testosteron, infizierte Frauen hingegen weisen nur noch erstaunlich geringe Mengen des Sexualhormons auf. Außerdem haben Forscher festgestellt, dass Frauen mit Toxoplasmose deutlich häufiger Jungen als Mädchen gebären.

Gefahr in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft ist übrigens auch der einzige kritische Zeitpunkt für eine Toxoplasmose-Infektion: Steckt sich die Frau während oder kurz vor der Schwangerschaft mit dem Parasiten an, kann das zu erheblichen Schädigungen des Babys wie Missbildungen oder Lernbehinderungen und teilweise sogar zur Fehlgeburt führen. Auch bei Menschen mit Immunschwäche, etwa bei AIDS-Patienten, kann die Toxoplasmose schwerwiegende Folgen haben. In Extremfällen platzen dann die Pseudozysten, so dass die Toxoplasmose sich ungehindert im gesamten Körper ausbreitet und nahezu alle Organe befällt.



Vegetarier haben Glück!: 1999 erschien eine Studie der University of Maryland, in der Nichtvegetarier und Vegetarier auf eine Toxoplasma-Infektion untersucht wurden. Bei den Nichtvegetariern waren 50 % infiziert, bei den Vegetariern (Seventh Day Adventists) nur 24 %.

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