Dienstag, August 14, 2007

Bin ich verrückt

Um das Thema TRAUMATA mal wieder aufzugreifen.

Der Artikel ist sehr bildlich und übersichtlich und, so hoffe ich, leicht verständlich für jedermann, was denn nun ein Traumata ist, denn schliesslich - am Ende bekommen sie fast jeden.

In ihrer Auswirkung sind einmalige Traumata (Monotrauma) von wiederholten, lang andauernden Traumatisierungen (z. B. über Jahre) zu unterscheiden. Darauf wird später unter dem Kapitel Trauma-Erkrankungen eingegangen. Letztendlich kann man diesbezüglich sagen: Trifft ein Trauma auf einen bereits traumatisierten Menschen, sind die negativen Auswirkung deutlich stärker als bei einem bisher Gesunden.

Verschiedene Menschen werden von der gleichen Situation nicht unbedingt gleich traumatisiert. Manche entwickeln vielleicht sogar nicht mal Symptome, wo ein Anderer an einer schweren Posttraumatischen Belastungsreaktion erkrankt. Das hat verschiedene Ursachen, die mittlerweile teilweise bekannt sind (z. B. Lebensalter, vorausgegangene Traumata, Art der Bedrohung u.v.m.).

Eine m. E. gut verständliche Beschreibung der Traumasituation findet sich bei Michaela Huber – die so genannte Traumazange: Es entsteht eine Situation mit Angst, Verzweiflung und Schmerz. Dadurch wird unser internes Furchtsystem aktiviert, welches dafür verantwortlich ist, uns aus gefährlichen Situationen durch Kampf oder Flucht zu retten. In der Traumasituation ist weder Flucht möglich (No Flight, ein Schenkel der Zange), was ein tiefes Gefühl von Hilflosigkeit erzeugt; noch ist Kampf möglich (No Fight, anderer Schenkel der Zange), was Ohnmacht auslöst. Dies aktiviert unser internes Paniksystem, was beim Betroffenen zu einer extremen Schocksituation mit dem Gefühl ausgeliefert oder verloren zu sein und zu erstarren (Freeze) führt. Erstarrung ist ähnlich dem Todstellreflex von Tieren (z. B. die Maus erstarrt vor der Schlange). Manchmal ist dies eine Rettung - dann nämlich, wenn der Angreifer dadurch das Interesse verliert. In der Erstarrungssituation (Freeze) schaltet unser Gehirn den Kontakt nach außen ab. Informationen und Reize können so nicht mehr zu dem Betroffenen vordringen. So rettet sich unser Gehirn vor einer weiteren Reizüberflutung von außen.

Reicht Freeze nicht aus um innerlich mit der Bedrohung zurecht zu kommen, schaltet unser Gehirn zusätzlich noch die Verbindung nach innen ab. Diese geschieht durch den Mechanismus der Dissoziation (siehe später). Er ist sozusagen der Akt der Unterwerfung unter das Geschehen und erlaubt weiterzuleben, ohne (zumindest für die Zeit der Dissoziation) das Ausmaß der Panik und Bedrohung in aller Klarheit wahrzunehmen. Auch der Mechanismus der Unterwerfung kann den Betroffenen unmittelbar in der Gefahrensituation retten.

Erstarrung und Dissoziation sind somit Versuche der Rettung aus existenziellen Gefahren. Viele traumatisierte Menschen plagen sich nach dem Ereignis mit starken Schuldgefühle, weil sie in der bedrohlichen Situation erstarrt sind, sich nicht bewegen/wehren/fortlaufen/schreien konnten.

Diesen Menschen sei explizit noch mal gesagt, dass die Reaktionen Kampf, Flucht, Erstarrung und Unterwerfung genetisch festgelegte Verhaltensmuster aller Menschen und nicht willentlich steuerbar sind!

Zusammenfassen ist also noch mal deutlich zu sagen: Nicht jede schlimme und bedrohliche Situation ist ein Trauma. Sie wird erst als Trauma bezeichnet, wenn das Erleben des Betroffenen geprägt ist von überflutender Angst und Bedrohung, bei gleichzeitig fehlenden Flucht- oder Kampfmöglichkeit. Außerdem führt nicht jedes Erleben eines Traumas zu einer Posttraumatischen Belastungsreaktion oder einer anderen Traumafolge-Erkrankung. Um von einer solchen Erkrankung zu sprechen, müssen bestimmte Symptome vorliegen und über eine festgelegte Dauer anhalten. Welche Symptome das sind und welche Dauer der Symptomatik vorliegen muss, um z. B. die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsreaktion stellen zu können, wird in den entsprechenden Kapiteln weiter unten beschrieben.

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